GENDERWAHNSINN!?

Ihr fragt euch sicherlich, was das Bild einer Torte mit der Überschrift zu tun hat. Nein, es war kein Versehen, es war Absicht. Diese Torte habe ich heute gemacht. In meinem Kochbuch steht sie unter „Herrentorte“. Und als ich da so in meiner Küche stand und ganz klassisch meiner Rolle als Hausfrau nachkam, sprang mich der Gedanke an, dass ich als selbständige, emanzipierte Frau mit reichlich Selbstbewusstsein und ausreichend Wissen um meine Qualitäten und Fehler, diese Torte ja eigentlich umbenennen müsste. Folgt man jedenfalls dem Ansinnen vieler Aktivistinnen, die sich um die Gleichstellung der Frau Sorgen machen. Also gut, aus „Herrentorte“ wird „Herrinnentorte“ … gefällt mir irgendwie, der Gedanke und der Ausdruck!

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Immer wieder sehe ich vor allem in sozialen Netzwerken die entrüsteten Posts von selbsternannten Gleichstellungsbeauftragt_innen, die sich über Redewendungen in Werbung, auf Plakaten, Formularen oder sonst wo aufregen. Ja, nicht überall wird die weibliche Form mit erwähnt. Und? Würde das was an der Grundproblematik ändern? Meiner Meinung nach nicht! Es würde in Summe viele Euros verschlingen, sämtliche Formulare, Software und ähnliches zu ändern. Wollen wir das Geld nicht lieber dahin stecken, wo es längst überfällig ist, nämlich in die gleichgestellte Bezahlung von Mann und Frau im selbem Job! Ich persönlich fühle mich nicht weniger wertvoll oder wichtig nur weil da vielleicht „Liebe Besucher“ steht. Und ich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass eine Frau mehr Selbstwertgefühl oder Selbstbewusstsein bekommt, wenn da irgendwo „Liebe Kundinnen und Kunden“ aufgezählt wird. Man möge mich korrigieren, wenn Studien etwas anderes aussagen.

Wenn ich einen Brief mit der Anrede „Herr“ bekommen, lache ich darüber und denke vielleicht noch einen Moment darüber nach, ob ich dem Absender mal persönlich beweisen soll, dass ich eine Frau bin. Um mich jedoch darüber aufzuregen, dafür ist mir meine Energie viel zu kostbar.

Was machen wir denn jetzt mit dem neu im Gesetz verankertem dritten Geschlecht? Noch mal alles bereits Veränderte überarbeiten? Formulierungsvorschläge?

In diesem Sinne …. Frau Doktor_in Keil!

GEMARKUNGSGANG WEITERSTADT – INFOS AM LAUFENDEN KILOMETER

Seit vielen Jahren initiiert die Stadt Weiterstadt im Januar einen Rundgang durch die Gemarkung. Vor einigen Jahren wurde ein Weiterstädter Rundwanderweg ausgezeichnet, der nun als Grundlage für den meist zehn Kilometer langen Gemarkungsgang dient.

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In diesem Jahr waren Start und auch Ziel in Weiterstadts Ortskern am Marktplatz. Bürgermeister Ralf Möller begrüßte rund 250 Bürgerinnen und Bürger, namentlich einige Kommunalpolitiker, bevor sich die Menge in Bewegung setzte, begleitet von der Stadtpolizei und dem Roten Kreuz. Von der Darmstädter Straße ging es rechts ab Richtung B42, die überquert wurde und entlang des Steinbrücker Hofes führte die Strecke zum Gewerbegebiet West.

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Nach etwa einem Drittel der Strecke gab es die erste informative Pause am Regenrückhaltebecken. Darin wurde, um den Platz sinnvoll zu nutzen, eine von acht Solaranlagen errichtet. Von dort aus wird auch mittels Pumpanlagen der Grundwasserspiegel reguliert, also aktives Grundwassermanagement betrieben. Eine ehemalige Pumpanlage der Firma Merck dient heute als Druckerhöhungsanlage, die bei zu hoher Wasserentnahme den Druck in den Leitungen erhöhen kann. Überschüssiges Grundwasser wird generell mittels mehrerer Pumpanlagen entweder in den Westwald gepumpt oder in Gräben im Waldgebiet Triesch, wo es dann versickert. Seit die Firma Merck aufgrund einer Produktionsanlagenumstellung nicht mehr so viel Grundwasser benötigt, stieg der Spiegel in regenreichen Zeiten so sehr an, dass Keller in Teilen von Braunshardt und Weiterstadt nass wurden. Auch hiergegen steuert das Grundwassermanagement aktiv an. Es ist kaum vorstellbar, aber unter dem unscheinbaren Becken befinden sich Anlagen von der Höhe eines Zweifamilienhauses!

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Möller erläuterter bei dieser Pause auch, dass sich hier im Gewerbegebiet West das Letzte der noch freien Gewerbegrundstücke befände. Wenn auch dieses verkauft sei, müsse man überlegen, wo weitere Gewerbegebiete ausgeschrieben werden könnten.

Von besonderem Interesse für die Weiterstädter waren auch seine Erklärungen zur geplanten ICE Neubaustrecke bzw. zu den möglichen Streckenführungen der Verbindungsrouten mit der Bestandsstrecke, die ziemlich genau an der Raststelle des Gemarkungsganges vorbeiführen würde. Scherzhaft meinte Möller, dass ein möglicher Neubau des Stadions des SV 98 Darmstadt, der vor einigen Monaten an dieser Stelle im Gespräch war, die Bahnstreckenführung wohl verhindern könne.

Anschließend machte sich die Wandergruppe weiter auf den Weg in Richtung Darmbach, an dem entlang es dann in Richtung Gehaborner Hof ging.

Hier sorgte die Freiwillige Feuerwehr Weiterstadt für einen kleinen Imbiss. Markus Mager, dessen Familie den Gehaborner Hof von der Stadt Darmstadt erworben hatte, in deren Besitz er ca. 120 Jahre war, gab einen kurzen Abriss über die Geschichte des Hofes, der namentlich erstmalig 1163 als Gut Gebenbrunnen erwähnt wurde. Johann Wolfgang Goethe und Johann Heinrich Merck, dessen Nachkommen den Weltkonzern Merck gründeten, waren wohl die berühmtesten Besucher der großen Hofreite, die im Besitz der Stadt Darmstadt zunehmend verfiel. Der Familie Mager dient sie erst einmal als Außenlager. Für Leben auf dem alten Gehöft sorgen ein Reitverein und ein paar Alpakas, die als Streicheltiere gehalten werden.

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Frisch gestärkt setzte sich der Tross dann quer durch das Waldgebiet Triesch, entlang des gleichnamigen Rückhaltebeckens, Richtung Naturschutzgebiet Löser und Justizvollzugsanstalt (JVA) in Bewegung. Vor den Toren der JVA wurde abermals Halt gemacht. Die JVA erlangte 1993 Berühmtheit, als die 3. Generation der RAF den fast fertiggestellten Neubau durch einen Sprengstoffanschlag so stark beschädigte, dass das damals als Untersuchungshaftanstalt geplante Gefängnis erst vier Jahre später in Betrieb gehen konnte.

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Inzwischen hat sich die JVA zu einem der größten Arbeitgeber in Weiterstadt entwickelt, hier finden 300 Menschen Beschäftigung. Seit 2011 ist es eine Justizvollzugsanstalt für den Vollzug von Freiheitsstrafen ab 24 Monaten für männliche Gefangene. Jüngst kam sie wieder in die Schlagzeilen, als es darum ging, dass hier auch die sogenannte anschließende Sicherheitsverwahrung von Straftätern etabliert werden sollte. Inzwischen ist die JVA ein Gefängnis mit der höchsten Sicherheitsstufe, ein Hochsicherheitsgefängnis. Seit Januar diesen Jahres ist hier auch die gemeinsame Überwachungsstelle der Länder für Träger von sogenannten elektronischen Fußfesseln untergebracht. Deutschlandweit gibt 95 solcher Straftäter, meist schwere Gewalt-oder Sexualstraftäter. In Hessen sind es derzeit zwölf.

Möller machte hier noch einen kleinen Exkurs zu den in Weiterstadt geplanten drei Hundewiesen. Denn zwischen JVA und Kompostierungsanlage wird eine entstehen. Die anderen werden in Braunshardt am Feldweg in Verlängerung der Georgenstraße sowie in Gräfenhausen am Ortseingang in Richtung Wixhausen sein. Sie erhalten eine komplette Umzäunung, so dass Hunde frei laufen gelassen werden können. Für das Sauberhalten sind die Hundehalter selbst verantwortlich. Das Dutzend mitlaufende Vierbeiner schien die Ankündigung schwanzwedelnd zu begrüßen!

Weiter ging es erneut über die B42 Richtung Braunshardter Tännchen und den Sportanlagen des SV 1910 Weiterstadt. Wie versprochen ging der Bürgermeister auch hier noch einmal auf die mögliche Streckenführung der Verbindungsschleife von der Bestandsstrecke zur Neubaustrecke ein. Sehr anschaulich schilderte er die Tatsache, dass es bei einer der Streckenführungen sein könnte, dass diese direkt durch das beliebte Naherholungsgebiet führe und auch den Sportplatz betreffen könne. Da die Strecke ohne Weichen geplant werden müsste, hieße das im Klartext, dass die Gleise für beide Richtungen mittels riesiger Bauwerke in einer Höhe von ca. 15 Metern in die Landschaft eingepasst würden. Er erinnerte an die IG Neubaustrecke, die sich im letzten Jahr gründete und die sich an entsprechender Stelle dafür stark macht, dass Weiterstadt von solchen Maßnahmen verschont bleibt. Möller forderte alle Anwesenden auf, doch Mitglied zu werden. Die Mitgliedschaft ist kostenfrei! Hier geht es zum Mitgliedsantrag

Möller ging an dieser Stelle noch einmal auf die Campus Idee rund um die Albrecht-Dürer-Schule (ADS) ein. Hier könnten die ADS, die Sportanlagen, die Jugendförderung und eine auf dem Gelände der ADS vom Kreis geplante fünfte Grundschule für Weiterstadt ein weitläufiges Zentrum für Kinder und Jugendliche bilden. Geplant ist auch eine zentrale Küche für die Mittagsversorgung aller Weiterstädter Schulen. Der Klein-Gerauer-Weg soll dann zur Sicherheit der Schulkinder zur verkehrsberuhigten Fahrradstraße werden.

Mit all diesen Informationen im Gepäck startete der müde Lindwurm schließlich zur Schlussetappe, die ihr Ziel im Weiterstädter Bürgerzentrum fand. Hier wartete die Feuerwehr mit vielen fleißigen Helfern bereits mit Gulaschsuppe, Nudeln mit Tomatensauce und Getränken auf die Heimkehrer.

Während fleißig gelöffelt wurde, nahm der Bürgermeister die Gelegenheit wahr, um sich bei allen zu bedanken. Außerdem wies er darauf hin, dass in diesem Jahr die  „Tour der Hoffnung“  in Weiterstadt Halt machen würde. Seit mehr als 30 Jahren sammeln hier radelnde Freiwillige, darunter viel Prominenz, Geld für die Unterstützung krebskranker Kinder und deren Eltern.

STERNENKINDER – BILDER ALS WUNDERSCHÖNE ERINNERUNG

Vor einiger Zeit habe ich schonn einmal über Sternenkinder geschrieben. Ein Schicksalsschlag, den vielen teilen. Und doch ist es immer noch tabuisiert. Seit einigen Jahren gibt es auf vielen Friedhöfen die Möglichkeit, an einer Gedenkstätte die Erinnerung an das Sternenkind hochzuhalten. Wenn ich das bei uns in Weiterstadt so sehe, gibt es dort Erinnerungen an mehr als ein Dutzend kleine Engel, doch gesehen habe ich dort noch niemanden. Einige Betroffenen haben den Mut aufgebracht, Initiativen zu gründen, die sich mit der Thematik befassen. Vorrangig geht es dort um den Gedankenaustausch, denn emotional ist diese Erfahrung eine Höllenfahrt und da tut es gut, zu wissen, dass man nicht alleine ist. Außerdem gibt es dort wertvolle Tipps im Umgang mit den Behörden und der Organisation bzw. Ausführung einer möglichen Beisetzung. Auch im Netz findet man inzwischen zahlreiche Hilfe und sei es nur, wenn man auf der Suche nach der Gestaltung seiner eigenen Erinnerung ist.

Was für mich neu war, ist die Möglichkeit, die kleinen Sternenkinder von Profis fotografisch in Erinnerung zu halten. Ich las es vor kurzem zum ersten Mal bei einer Freundin aus Köln, die Fotografin ist – Isabell Großer. Es waren so wunderbar rührende Fotos, die die kleinen Füßchen in den Händen der Eltern zeigten, so ästhetisch. Da gab es nichts Unappetitliches dran. Es hat mich tief bewegt. Wie gerne hätte ich damals die Möglichkeit gehabt, bzw. daran zu denken, es zu machen. Diese Erinnerung kann einem Niemand mehr nehmen, man kann sie teilen.

Kurze Zeit später las ich in unserer Tageszeitung einen Artikel von einem befreundeten Journalisten – Jürgen Buxmann. Er berichtete über eine Initiative in Ober-Beerbach, die 2013 von Kai Gebel gegründet wurde. „Dein Sternenkind“ gibt Eltern die Möglichkeit, einfühlsame Fotos der kleinen Engel machen zu lassen. Etwa 10 Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich für die Initiative, rund 500 Fotografen über die ganze Republik verteilt beteiligen sich daran.

Mein Dank gilt all denen, die diese oft belastende, beklemmende und doch so wunderschöne Arbeit leisten!

VORSÄTZE – NUR EIN FALL FÜR DEN JAHRESWECHSEL?

Seit mal ehrlich? Wer von euch hat nicht schon mal eine ganze Liste voller guter Vorsätze zum Jahreswechsel im Kopf gehabt oder gar laut vor Zeugen ausgesprochen? Und wie lange haben sie gehalten? Mancher wurde bestimmt schon mit dem nächsten Schluck Sekt oder Bier auf der Sylvesterparty weggespült. Andere haben vielleicht den nächsten Morgen erlebt, wenn der Kater oder das Magendrücken zu schlimm waren. Wieder andere segneten das Zeitliche, wenn aus dem Vorsatz eine lästige Pflicht wurde oder wurden Opfer von Stress oder geliebten Alltagsgewohnheiten. Dann gibt es da die, die sich in den hintersten Gehirnwindungen verstecken um ja nicht negativ aufzufallen und zu guter Letzt solche, die der innere Schweinehund schlichterdings auffrisst.

Thematisch sind sie ja auch weit gefächert. Wahrscheinlich führen Abnehmen, Nichtraucher werden, (zumindest zeitweilige) Alkoholabstinenz und gegebenenfalls noch weniger Arbeiten die alljährlichen Hitlisten an.

Passend zum Jahreswechsel werden wir ja schon seit Wochen medial mit Anregungen für völlig Fantasielose befeuert. Wenn man sich die Werbung so ansieht, müssten wir in einem Volk von ausschließlich schlanken, gut trainierten, wohl ernährten und für das jeweilige Alter viel jünger aussehenden Menschen leben. Da gibt es Fitnessapps mit Trainings-und Ernährungsplan, solche, die Kalorien zählen oder Diäten maßgeschneidert preisgeben. Dazu kommen Nahrungsergänzungsmittel, Rauchfrei-Varianten, Eiweißshakes, Pillen gegen Hunger und Appetit oder solche, die helfen, das Gegessene einfach unverdaut wieder auszuscheiden. Liegt es nun an den Produkten oder an den Menschen, dass es nichts wird, mit der fitten Nation?

Allemal machen entsprechende Industriezweige zu dieser Jahreszeit ihren Reibach mit den Produkten, wohl wissend, dass der berühmte JoJo-Effekt ihre Probanden immer wieder in ihre Fänge treibt.

Die gängigen Frauenzeitschriften haben das längst erkannt und nutzen es aus. Denn da prangt der JoJo-Effekt schon auf der Titelseite. Meist in größeren Lettern wird die neueste, effektivste, langanhaltendste Diät angepriesen, etwas kleiner und verschämter daneben die besten Plätzchen, Torten, Blechkuchen, Hackfleischgerichte, Aufläufe und viele Schlemmereien mehr. Sozusagen Zuckerbrot und Peitsche in einem Atemzug.

Also: Es ist ja gar nicht soooo schlimm, wenn man die guten Vorsätze aus der Sylvesternacht ein wenig ins laufende Jahr verlegt, kann man sich doch ganzjährig exzellente Tipps aus landläufigen Frauenzeitschriften holen.

Deshalb nicht aufgeben, wenn es bis zum Fasching nicht klappt, nach der Schlemmerei ist vor der Diät oder andersrum. Ihr seid nicht alleine da draußen, die mit sich hadern. Und natürlich ein dickes Schulter klopfen für die unter euch, die – was auch immer sie sich vorgenommen haben – es schafften!

Frohes, erfolgreiches, gesundes Neues für euch!

KATE GOES BUCHHALTUNG

Nach einem kurzen, aber sehr interessanten Abstecher in die Welt der IT-Security ist mal wieder eine Veränderung angesagt. Nicht ganz freiwillig, wie ich zugeben muss, denn das Ende der Ära IT kam überraschend und war uncharmant. Aber wie heißt es so schön, hinfallen, aufstehen, Krone richten, lächeln, weitermachen. Und so ein bisschen Abwechslung lässt das Leben weniger langweilig erscheinen und hält zu dem jung, zumindest im Kopf.

Und so kam es, dass ich seit Anfang Dezember wieder die Schulbank drücke. Ein neuer Job war schnell gefunden, doch da gab es gewisse Anforderungen, die es erst noch zu erfüllen gilt. Wieder als Assistentin der Geschäftsführung aktiv, wird jedoch einer meiner Schwerpunkte auf der Buchhaltung liegen. Und genau davon hatte ich bis dato nur rudimentäre Ahnung. Zum Glück lässt sich so was ändern. Beim Arbeitsamt vorstellig geworden, wurde mir ein Kurs zugeschneidert, der meine Wissenslücke füllen wird … hoffe ich!

Zwölf Wochen lang besuche ich nun einen Kurs in Finanzbuchhaltung und erfreue mich täglich fünf Stunden an einer neuen Art von Gehirnjogging. Zum Glück bin ich relativ Mathe-affin gestrickt und bin da angstfrei rein gegangen. Mit mir drücken 24 weitere Fortbildungswillige die Schulbank, ausschließlich Damen. Neu an dieser Schulgeschichte ist nicht nur das Lernen nach so vielen Jahren der Abstinenz, sondern die Tatsache, dass es sich um ein virtuelles Klassenzimmer handelt. Will sagen, über die ganze Republik verteilt, sitzen die Mitschüler entweder an Standorten des Kursanbieters oder daheim vor den Bildschirmen und lassen sich von einem Dozenten über den Cyber unterrichten. Ausgestattet mit Fachliteratur in gedruckter Form aber auch online, rauchen jeden Vormittag fünf Stunden lang 25 Köpfe. Die mit dem Unterricht zusammenhängende IT hatten wir alle schnell im Griff, beim Unterrichtsstoff gibt es schon Unterschiede. Zur Not hilft eine WhatsApp Gruppe, die natürlich auch dem Spaß und der allgemeinen Unterhaltung dient.

Bis jetzt bin ich ja immer davon ausgegangen, dass Mathematik etwas mit Logik zu tun hat, deshalb war mir das ja auch so sympathisch. Doch Buchhaltung und Logik, das hat so überhaupt nichts miteinander zu tun! Schon allein der Sprachgebrauch hat mich am Anfang sehr verwirrt. Inzwischen gilt die goldene Regel in unserem Kurs, das Wort LOGIK ja nicht zu erwähnen, wenn man vermeiden will, dass Frau Keil einen Anfall bekommt. Das Hirn ausschalten, schlichterdings alles auswendig lernen und schön nach Schema F arbeiten, dann klappt es auch mit der Buchführung. Und so sehe ich dem ganzen inzwischen ziemlich gelassen entgegen, so lange am Ende des Tages meine Bilanz ausgeglichen ist.

Wenn unser Dozent dann mal nicht gerade damit beschäftigt ist, die Katzen von seiner Tastatur zu vertreiben, dem Postboten die Tür zu öffnen, Kaffee oder Tee zu trinken bzw. entsprechend ihn in der Toilette durchdestilliert zu entsorgen, abgestürzte Computer neu zu starten oder den einen oder anderen Schwank aus dem Leben zu erzählen, gelingt es ihm tatsächlich, uns in dieses trockene Thema einzuarbeiten.

Mit mir im realen Kursraum sitzen noch drei Herren. Der eine quält sich seit Monaten mit allem was mit Verkauf zu tun hat, herum. Der andere ist eigentlich Architekt und lässt sich jetzt zum Onlinemarketingmanager ausbilden. Warum der ein Headset auf hat, weiß ich nicht genau, der spricht so laut, dass man ihn eigentlich bis an die Republikgrenzen auch so hören müsste. Und der Letzte, der ist ganz neu. Was immer er auch lernt, es muss sehr anstrengend sein, denn er schnauft den ganzen Tag wie ein Walross. Das mag aber auch den etwa drei Zentnern Lebendgewicht liegen, den ein armer Roller jeden Tag an den Kursstandort befördert. Ist halt wie im richtigen Leben, nicht jeder wächst einem gleich ans Herz.

Wir im Kurs fiebern jetzt alle unserer ersten Prüfung entgegen, die Anfang Januar natürlich auch online stattfinden wird … we will see …

DeTox – Protokoll eines Selbstversuches (6)

Zwei Wochen läuft diese Aktion jetzt schon und nach den anfänglichen Hürden fühle ich mich nun richtig wohl. Endlich gab es diese Woche wieder was zwischen die Zähne. Ein Obstsalat zum Frühstück, blanchiertes oder in wenig Olivenöl gebratenes Gemüse, mal eine Gemüsesuppe mit reichlichen „Stückchen“! Keine Spur mehr von akuter Müdigkeit tagsüber oder irgendwelchen Schmerzen.

Der Speiseplan wird diese Woche etwas erweitert. Ich denke, mein Magen und Darm verkraftet jetzt auch wieder Rohkost, ohne allzuviel zu randalieren. Außerdem möchte ich nicht länger auf mein geliebtes Naturyoghurt verzichten. Da ich mit dem Sport wieder anfangen werde, ist so ein bisschen zusätzliches Eiweiß wohl ganz hilfreich. Desweiteren kommen Nüsse in den Salat, bzw. als Knabbereien für zwischendurch, sie sind reich an Vitamin B und anderen wertvollen Inhaltsstoffen.

Da Fleisch noch nicht auf meinem Einkaufszettel steht, mein Eisenwert aber eh immer ziemlich grenzwertig ist, versuche ich ihn mit Trockenobst (Pflaumen und Aprikosen) aufzupeppen. Ist mir so in den Schwangerschaften auch sehr gut gelungen.

Die zwei Wochen haben erfreulicher Weise einen Gewichtsverlust von fast sieben Kilogramm gebracht. Da geht bestimmt noch was!

 

DeTox – Protokoll eines Selbstversuches (5)

Wie versprochen habe ich tatsächlich das ganze Wochenende noch brav ausschießlich flüßig gelebt. Und es lief wider Erwarten immer besser. Zwar knurrte es gelegentlich auffordernd im Bauch, aber nichts tat mehr weh und ich habe mich auch  nicht schlapp gefühlt. Dabei war das Wochenende sehr arbeitsintensiv! Sowohl Samstag als auch Sonntag zeigt mein Schrittzähler abends mehr als 15.000 Schritte an und auch ansonsten gab es eine Menge anstrengende Arbeit zu erledigen. Besonders stolz bin ich auf die Tatsache, dass ich mich vom absolut köstliche duftenden und malerisch aussehenden Blechkuchen am Sonntag nicht verführen ließ. Den habe ich den ganzen Tag verkauft und blieb trotzdem standhaft! Kurz auf die Schulter klopf …

Montagmorgen war dann in aller Herrgottsfrühe Großeinkauf angesagt. Dies galt besonders der Obst- und Gemüseabteilung.

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Ich durfte ja endlich wieder ein bisschen feste Nahrung zu mir nehmen, zumindest in eben dieser Form. Da ich mich noch nicht so an Rohkost rantraue, wählte ich Gemüsesorten, die auch prima schmecken, wenn man sie nur kurz in Gemüsebrühe blanchiert oder leicht in einem Hauch von Olivenöl anbrät und gar dünstet. Vom Einkaufen zurück zelebrierte ich mein Frühstück wie ich es schon lange nicht mehr getan habe. Ich schnitt einen Apfel und eine halbe Banane in kleine Stücke, drapierte sie auf einem Kuchenteller und aß sie genüsslich mit der Gabel. Was ein Hochgenuss. Ich kaute und kaute und kaute ..

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Da ich jetzt ja wieder Vitamine in fester Form einwerfen konnte, fuhr ich den Obstsaftverbrauch etwas zurück, bzw. verdünnte das Ganze etwas mehr, zumal mir die Süße der Säfte auch langsam zu viel wurde. Auch Gemüsebrühe strich ich wieder vom Speisezettel, denn mittags gab es ja darin blanchiertes Gemüse und ich nahm einfach davon einen kräftigen Schluck. Nach wie vor hielt ich den Kaffeekonsum sehr kurz, vielleicht drei Tassen am Tag und auch die Zigaretten blieben bei den 10 bis 15. Ich fühle mich rund um wohl, die alte Energie ist wieder da. Schon morgens renne ich in den Keller zur Wäsche, ohne – wie vorher – darüber zu lammentieren, wie anstrengend das doch ist.

Einen Nachteil hat die neu entdeckte feste Nahrung aber doch. Mit dem Füllen des Magens kam das Meckern, wenn nichts mehr drin war, sprich es knurrte und fühlte sich nach Hunger an. Aber noch half ein großes Glas stilles Mineralwasser darüber hinweg. Ach ja, nach so langer Kauabstinenz bekam ich tatsächlich Muskelkater vom besonders gründlichem Zuermalmen der Nahrung. Aber das nahm ich gerne in Kauf! Der große Vorteil dieser 10 Tage waren gut 5 Kilo weniger auf der Waage. Da meckern wir mal nicht über ein bisschen ziehen in den Wangen … lalalala.

Ab nächste Woche geht es weiter mit Salat und Rohkost. Vielleicht teste ich dann auch mein geliebtes Naturyoghurt morgens wieder an. Mit Fleisch – sprich Geflügel oder auch Fisch – warte ich noch eine Woche und noch mindetens zwei Wochen mit Kohlenhydraten. Natürlich immer vorausgesetzt, es geht mir weiterhin so gut!

To be continued ….

DeTox – Protokoll eines Selbstversuches (4)

Nun, es gibt gute und schlechte Tage. Gestern war ein mehr als schlechter. Schon beim Aufstehen tat mir vor allem die Beinmuskulatur weh. Kam mir vor wie eine alte Oma. Im Laufe des Vormittags wurde es etwas besser, nur um schon am frühen Nachmittag mit voller Wucht wieder einzutreten. Kein Herumlaufen, Treppensteigen oder Dehnübungen nützen etwas. Dazu kam eine erhebliche innere Unruhe. Ich kam mir vor wie ein eingesperrter Tiger. Richtig unzufrieden war ich mit Allem. Fruchtsaft, Wasser und Ingwertee hingen mir zum Hals raus. Ich wollte einen Kaffee!! Anscheinend hatte ich laut gejammert, dann ein energisches NEIN schallte über die Bildschirmwand, die meine Kollegin von mir trennte … danke Michaela!

Nicht genug an Unbehagen, verstärkte sich der Drang, endlich die Zähne mal wieder in was Festes zu schlagen. Es war kein Hunger, nein, irgendwie fehlte mir die Tätigkeit des Kauens und der differenziertere Geschmack von Obst oder Gemüse. Sehr am Zweifeln, ob ich das noch lange mitmachen würde, ging ich ins Bett.

Doch zum Glück … neuer Morgen, neue Motivation. Ich traute mich erst gar nicht, mich aus dem Bett zu schwingen, doch wider Erwarten tat nichts weh. Ein guter Start, fand ich. Dass meine Kaffeemaschine nur wüst Dampf und Wasser von sich gab, ohne das schwarze Gold zu produzieren, war nur ein kleiner Wermutstropfen. Mit relativ guter Laune machte ich mich auf den Weg zur Arbeit. Irgendwie fiel mir heute alles leichter. Dann kam auch noch die Sonne raus … olé, olé, olá!

Die Muskelschmerzen blieben aus, entweder hatte ich langsam genug Magnesium gebunkert oder der Körper war fertig mit Entgiften oder eine Kombination aus beidem. Es lief richtig gut! Zwar hätte ich beim gemeinsamen Mittagessen/-trinken meiner Kollegin am liebsten die knusprige Pizzakante aus der Hand gerissen, aber es lief. Nach der Arbeit raffte ich mich auf den Rasen zu mähen, eigentlich ja nicht wirklich anstrengend. Aber das bisschen merkte ich tatsächlich, den Rasenmäher wieder in den Keller zu verfrachten war ein echter Kraftakt. Danach kam das erste Mal so ein richtiges Hungergefühl auf. Eine große Tasse Gemüsebrühe musste Abhilfe schaffen, mehr oder weniger. Aber alles in Allem war es ein guter Tag. Macht mir Hoffnung, dass ich das Wochenende auch noch „flüßig“ überstehe, auch wenn viel auf dem Plan steht.

To be continued ….

DeTox – Protokoll eines Selbstversuches (3)

Ach was ist so eine durchgeschlafene Nacht und ein entspannter Schlaf doch schön! Der Tag startete auch gewichtstechnisch positiv, das Kilo mehr von gestern war mit samt einem zweiten verschwunden. Die morgendliche Tasse Kaffee, die ich mir nach wie vor nicht verkneife, tat ihr Übriges dazu, meine Laune zu verbessern.

Was meinen Alltag nach wie vor trübte, waren die Muskelschmerzen, vor allem in den Beinen. Noch mehr Magnesium wollte ich nicht einnehmen. In Bewegung war es ok, aber sitzen machte keinen Spaß. Im Büro ist da aber nicht so viel Auswahl. Gegen Abend bin ich dann mal eine halbe Stunde strammen Fußes spazieren gegangen und habe ein bisschen Gymnastik gemacht. Danach ging es.

Sehr positiv ist mir aufgefallen, dass mein Zigarettenkonsum sich drastisch reduziert hat. Von 20-25 am Tag auf etwa 10-15. Nun muss ich dazu sagen, dass ich normalerweise beim Rauchen immer eine Tasse Kaffee trinke. Mit Gemüsebrühe oder Ingwertee schmeckt es halt nicht so gut!

Auch der Hunger ist eigentlich kein Thema. Vor dem zu Bett gehen fing es mal heftig an zu knurren, aber ich habe dem Ganzen mit einem großen Glas verdünntem Saft Einhalt geboten. Was mir aber wirklich langsam fehlt, ist etwas zum Beißen zwischen den Zähnen. Kaugummi ist für mich keine Alternative, das mag ich einfach nicht. Vielleicht probiere ich es mal mit ein paar Nüssen über den Tag verteilt. Aber bis Sonntag wollte ich „rein flüßig“ durchhalten. Außerdem vermisse ich mein morgendliches Yoghurt. Na ja, das Leben ist eben kein Wunschkonzert, gesund ist manchmal mühsam und entbehrungsreich.

Konzentration und Müdigkeit sind nach wie vor kein Thema, das ist viel wert!

To be continued ….

DeTox – Protokoll eines Selbstversuches (2)

Wider Erwarten verlief die Nacht entspannt und schlafreich. Mehr als sechs Stunden, das hatte ich seit Wochen nicht! Voll motiviert verließ ich mein Bett, kurzer Besuch im Sanitärbereich, dann der Gang auf die Waage. Schock! Mehr als ein Kilo drauf. Was soll denn der Mist! Ok, Nachdenken! Klar, der Körper hat nach dem Entzug jeglicher fester Nahrung auf Notstromaggregat umgeschaltet und bunkert erst mal alles was kommt, damit auch Flüssigkeit, also keep cool and calm down.

Da ich davon ausgegangen bin, dass die zunehmenden Kopfschmerzen am Tag vorher durch den Kaffeeentzug mit verursacht waren – von gut zwei Litern auf nahezu Null – nahm ich das mal als Ausrede, mir auch diesmal die eine Tasse nicht zu verwehren, dürfen hin oder her. Schien zu wirken, denn der ganze Tag blieb Kopfschmerz frei.

Er blieb auch Hunger frei, ja sogar frei von der Überlegung, irgendetwas zu essen. Um mich rum tat man dergleichen reichlich, aber es führte mich in keinster Weise in Versuchung. Zwar grummelte es gelegentlich in der Magengegend, das waren aber eher Trockenübungen als Warnsignale. Wobei „Trocken“ nicht ganz stimmt, schließlich befanden sich nahezu dauerhaft immense Flüßigkeitsmengen darin – Tsunamigefahr bei jeder Bewegung!

Lustlosigkeit und Konzentrationsschwächen der Tage vorher blieben aus, die Müdigkeit und damit das Dauergähnen setzten erst gegen 21:00 Uhr ein, das war ja ok, fand ich. Neu dazu kamen leichte Muskelschmerzen, also setzte ich die tägliche Dosis Magnesium etwas hoch. Mal sehen, was die nächsten Tage noch so bringen … Für den Moment war ich ganz zufrieden.

To be continued …

Gedanken einer Ü40 – Jährigen